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Nordamerika 1893, S. XLII

XLII IX. ZUR GEOGRAPHIE. kann nur der zwischen Meer und Gebirge gelegene südkalifornische
Winkel mit den geschützten Lagen der europäischen Mittelmeer-
länder verglichen werden. Selbst in Florida kommen Temperaturen
von —15° vor, und bei New Orleans ist die Eisbildung auf den Delta-
armen des Mississippi, den trägfließenden Bayous, gar nicht selten.
Der Winter in den mittleren und nördlichen Staaten der Union ist
entsprechend rauh und was ihn besonders auszeichnet, ist sein
langes Verweilen und sein langsamer Abzug. Ganz treffend hat
man diese Gebiete als das Land des kalten Frühlings bezeichnet.
Der obere Mississippi bleibt in einzelnen Jahren bis in den April
hinein gefroren und der Eriesee öffnet sich für die Schiffahrt durch-
schnittlich um die Mitte des April. Im Osten und besonders in den
Neuenglandstaaten (Maine, New Hampshire, Vermont, Massachu-
setts, Connecticut und Rhode Island) ist der Winter auch durch
großen Schneereichtum ausgezeichnet. Heftige Schneestürme mit
Verwehungen treten auf den großen Ebenen des Westens nicht
selten auf. Der Frühling ist kurz und der Sommer schließt sich oft
fast unvermittelt an den Winter an. Da Nordamerika gegen den
Äquator hin ebenso offen liegt wie gegen den Pol, ist auch den
wärmenden Einflüssen freier Raum gestattet, und ein heißer, tro-
pisch feuchter und schwüler Sommer bildet einen schroffen Gegen-
satz zu dem rauhen Winter. Baltische Winter und römische Sommer
sind die Signatur des Klimas der Staaten des Nordostens bis zur
Chesapeake Bai und des Inneren. Vergleichen wir einige Orte
gleicher Breitenlage diesseits und jenseits des Atlantischen Oceans,
so tritt uns auf der amerikanischen Seite immer ein kälteres Ge-
samtklima, ein viel kälterer Winter, aber ein annähernd gleich-
warmer oder selbst etwas wärmerer Sommer entgegen:

G. B.Jahrestemp.KältesterWärmster
Monat
St. Johns (Neufundland)47° 6′4.5 C.°—5.315.3
Brest48° 4′126.618.2
Halifax44° 7′6.3—5.218
Bordeaux44° 8′12.85.820.6
New York40° 8′10.6—1.724.2
Neapel40° 8′16.5925.1
Norfolk (Virginien)36° 8′15.14.625.9
S. Fernando (Spanien)36° 5′17.511.524.5

Die Gegensätze zwischen polarem und tropischem Klima rücken
im östlichen Nordamerika näher zusammen als in irgend einem
Teil der Erde. In der Breite von Schottland haben wir in Labrador
ein polares, in der von Alexandria in Florida ein tropisches Klima.
Daher auch die Plötzlichkeit der Wechsel zwischen Hitze und
Frost, die sowohl in der Abkürzung der Übergangsjahreszeiten
Frühling und Herbst als auch in den unerwartetsten Temperatur-
stürzen und -steigerungen sich ausspricht. Wer Nordamerika be-